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Der Methusalem wird zur Regel

An einer Podiumsdiskussion am WEF wurden die Folgen der gestiegenen Lebenserwartung im Hinblick auf das Berufsleben diskutiert. Im Fokus stand dabei eine Studie zum «100 Jahre langen Leben» mit einleuchtenden Thesen. Dass die Renten- und Pensionssysteme heute in den meisten Ländern «unter Wasser» ständen oder, dass das «Drei-Phasen-Leben», bestehend aus Ausbildung, Arbeitsleben und Rente, nicht mehr in Stein gemeisselt sei, sind zwei zentrale Aussagen der Studie.

 

www.nzz.ch/meinung/reflexe; Kommentar von Michael Ferber; Davos 20.01.2016

Die immer höhere Lebenserwartung hat immer tiefgreifendere Folgen für das (Arbeits-)Leben von Menschen sowie für Unternehmen. Dies wurde an einem Panel am WEF diskutiert.

Die Lebenserwartung bei Geburt in der Schweiz ist laut dem Statistischen Bundesamt im Zeitraum 1900 bis 2014 von 48,8 auf 85,2 Jahre für Frauen und von 46,2 auf 81 Jahre für Männer gestiegen. In den meisten Ländern hat dieser Trend in den vergangenen Jahrzehnten ebenfalls steil nach oben gezeigt. Diese Entwicklung hat auch immer tiefgreifendere Folgen für das (Arbeits-)Leben der Menschen sowie für Unternehmen, wie dies an einer Podiumsdiskussion am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos thematisiert wurde. Im Fokus stand dabei eine Studie der Wissenschafter Lynda Gratton und Andrew Scott von der London Business School zum «100 Jahre langen Leben» und zu seinen Auswirkungen.

Die Thesen, die Gratton am WEF präsentierte, leuchten ein: Schaut man sich die Lebenserwartungen von heute geborenen Kindern an, sind die Renten- und Pensionssysteme in fast allen Ländern «unter Wasser». Sie erinnern nicht nur die Wissenschafterin an Ponzi-Systeme, bei denen die Renten der Älteren mit den Einzahlungen der Jungen bezahlt werden, bei denen für Letztere aber kaum etwas übrig bleibt. Laut Gratton können Menschen, um mit 50% des Lohns bis zum Alter von 100 Jahren zu leben, bei einer solch langen Lebensdauer erst mit rund 80 Jahren in den Ruhestand gehen. Um ein 100 Jahre langes Leben zu organisieren, sind neben materiellen Posten wie dem Ersparten oder der Rente auch immaterielle Aspekte wichtig. Diese helfen Menschen, bis ins hohe Alter produktiv zu bleiben, dazu zählen etwa der Erhalt von Fähigkeiten, Gesundheit und Netzwerke. Gratton glaubt an das Ende des «Drei-Phasen-Lebens» aus Ausbildung, Arbeitsleben und Rente. Die Fähigkeit, sich zu «transformieren», werde immer wichtiger. In Unternehmen mit Angestellten im Alter von 20 bis 80 Jahren dürften deshalb Themen wie Teilzeitarbeit, lebenslanges Lernen und Karriereplanung weiter an Bedeutung gewinnen.

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